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13. - 14. Etappe der Wandertagswimpel-Wanderung

von Bad Wildungen nach Fellbach

Freitag, Samstag und Sonntag, 01.-03. Juli

Bad Wildungen, Neckarzimmer - Neckarsulm - Nordheim (54 km)

Teilnehmer: Conny Nehiba (Beisitzerin Komm mit – Wanderverein Bad Wildungen), Kurt Thurow, Stadtmarketing Bad Wildungen (Shuttleservice), Ute Kühlewind (Schriftführerin Komm mit – Wanderverein Bad Wildungen und Stadtmarketing Bad Wildungen).

 

Freitag, 1.7.22  Bad Wildungen,  Neckarzimmer - Heinsheim, 16,7 km

Morgens um 8.30 Uhr, nach wir Conny Nehiba und Wanderhund Fred in Reinhardshausen abgeholt hatten, fuhren wir nach Neckarzimmer. Nachdem das Wanderwochenende im Juni für uns alle viel zu heiß war, beschlossen wir unsere beiden Wandertagswochenenden im Juli von Freitag bis Sonntag aufzuteilen. So konnten wir bereits am Freitagnachmittag um 13 Uhr von Neckarzimmer nach Heinsheim rund 17 km wandern.

Die Burgenlandschaft im Odenwald beeindruckte uns sehr. Kaum waren wir ein Stück des Weges gegangen, da kamen wir an der Burg Hornberg vorbei. Anders als die vorherigen Burgen, an denen wir vorbeigewandert sind, ist diese Burg nicht nur sehr gut erhalten, sondern in Privatbesitz und noch bewohnt. Baron Dajo von Gemmingen-Hornberg ist hier zuhause und in der Tourist-Info auf der Burg anzutreffen. Ein Restaurant lädt zu Familienfeiern ein, der Weinverkauf vor Ort ist erlesen, insgesamt ist diese Burg einen Besuch und leckeren Aufenthalt wert. Kein Wunder, dass sich Götz von Berlichingen schon als Teenager in diese Burg verliebt hat, als er mit seinem Onkel durchs Neckartal ritt. 1517 erfüllte er sich seinen Jugendtraum, kaufte Hornberg und verbrachte dort den größten Teil seines Lebens. Hier diktierte er auch im hohen Alter dem Pfarrer aus Neckarzimmern seine Lebensbeschreibung – die Vorlage für Goethes weltberühmtes Drama wurde.

Das sollte jedoch nicht die letzte Burg an diesem Wandertag gewesen sein. Weiter gingen wir den Neckarweg entlang. Ein Stück bergauf und wir kamen an einem Biobauernhof „Schäfer´s Landwirtschaft“ vorbei. Ein Natur-Ferienhof mit Landwirtschaft, Gastronomie, Hofladen und Übernachtungsmöglichkeiten. Der Bauernhof sah sehr einladend aus. Aber leider war kein Platz für uns frei, da dort an diesem Tag zwei Hochzeiten stattfanden. Dann ging es wieder hinunter ins Tal, vorbei am Schloss Horneck in Gundelsheim. Das Schloss ist heute ein Hotel. Wir überquerten den Neckar.

Auf der anderen Seite ging es wieder hoch und schon standen wir vor der Burg Guttenberg, der Burg der Adler. Kaum waren wir vor Ort, konnten wir nicht nur die Burgschänke sehen, die leider geschlossen war, sondern auch die Deutsche Greifenwarte mit einer Flugvorführung. Die Deutsche Greifenwarte ist für die spektakulären Flugvorführungen mit Adlern und Geiern bekannt. Die Vielzahl der eingesetzten frei fliegenden Großgreifvögel ist nahezu einmalig in Deutschland. Der junge Adler, der vor unseren Augen seine Show fliegen sollte, hatte heute offensichtlich nicht wirklich Lust dazu. Immer wieder forderte ihn der Falkner auf doch endlich über die Köpfe des Publikums zu fliegen. Ein paar Mal tat der junge Adler dem Falkner den Gefallen, aber dann hatte er keine Lust mehr. Vielleicht lag das daran, dass zu wenig Publikum zu diesem Zeitpunkt da war. Wir amüsierten uns, schauten noch die zahlreichen Volieren im Burggraben von oben herab an und wanderten dann weiter Richtung unserem Tagesziel Heinsheim.

Ungefähr 3 km vor Heinsheim kamen wir an einem größeren jüdischen Friedhof vorbei. Der Friedhof war von einer Mauer umgeben, das Tor war verschlossen. Dennoch konnten wir über die Mauer schauen und die Grabsteine nachdenklich anschauen. Nach einer kurzen Rast an der Friedhofsmauer zogen wir weiter zu unserem Tagesziel. Dort kamen wir nach einem landschaftlich einmaligen Abstieg, vorbei an einer alten kleinen Kirche mit zwei kleinen romantisch aussehenden Steinhäusern. Dort war auch ein Wassertrog mit Bürste, den Conny gleich zum Saubermachen für ihre Wanderschuhe nutzte.

Danach ging es bergab in den Ort Heinsheim. Wir kamen an einer neu gebauten Synagoge vorbei. Die Tür stand auf, wir schauten hinein und wurden sogleich von Manfred Schädler, dem Schatzmeister des Vereins Ehemalige Synagoge Heinsheim e.V. begrüßt. Manfred Schädler freute sich sehr über unseren Besuch. Er war gerade dabei alles für einen Vortrag einer Gruppe, die er erwartete vorzubereiten und nahm sich Zeit uns den Werdegang der Synagoge zu erzählen. Früher eine Schmiede, heute eine Synagoge. Bilder in der Synagoge zeigen deren Werdegang. Nach einem kurzen Aufenthalt gab uns Manfred Schröder noch den Tipp bei der örtlichen Bäckerei vorbeizuschauen, die immer freitags ein original jüdisches Brot backt. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Wir gingen zur Bäckerei, kauften ein Stück Brot und verkosteten es. Das Brot war eine Art Weißbrot und sehr lecker.

Weiter ging es zur Dorfkirche. Dort wartete Kurt Thurow mit dem Caddy auf uns. Um 17.30 Uhr führen wir nach Haßmersheim in das Hotel Adler. Nach gut 20 Minuten Fahrzeit kamen wir dort an, bezogen unsere Zimmer, erfrischten uns und gingen danach in ein Lokal vor Ort zum Abendessen und freuten uns auf die nächste Tagesetappe.

 

Samstag, 2.7.22 Heinsheim – Neckarsulm, 21.5 km

Am nächsten Morgen waren wir mit Annette Schramm und Karin Kunz, den Geschäftsführerinnen vom schwäbischen Alpverein verabredet. Leider konnten wir erst um 8 Uhr Frühstücken, unsere Wirtin hatte kein Erbarmen mit uns Wandersleuten, so dass wir erst um 9.20 Uhr an der Schiffanlegestelle Bad Rappenau-Heinsheim ankamen. Dort warteten Annette Schramm und ihr Mann Wendelin sowie Karin Kunz auf uns. Alle drei begrüßten uns in ihrer Wanderregion und begleiteten uns ein Stück. Annette und Wendelin gingen die ersten 5 km mit uns bis nach Bad Wimpfen. Dort angekommen verabschiedeten uns beide, wünschten uns noch interessante Wanderungen und sagten auf Wiedersehen bis in Fellbach. Karin Kunz, die im schwäbischen Alpverein für das Wandern verantwortlich ist, ging noch bis Bad Friedrichshall mit uns.

Unmittelbar nach Bad Wimpfen, der Ort lag oben auf dem Berg und wir gingen unten am Neckar entlang, kamen wir durch Wimpfen im Tal. Dort war ein großer Jahrmarkt, genannt Talmarkt, mitten durch den Ort aufgebaut, so dass wir über den Jahrmarkt mußten, um die imposante Klosterkirche anzuschauen. Danach ging es weiter bei herrlichem Sonnenschein immer am Neckar entlang nach Bad Friedrichshall. Dort verabschiedete sich Karin von uns, wünschte uns noch eine tolle Wanderung bis nach Fellbach, wo wir uns zur Eröffnung des 121. Deutschen Wandertages wiedersehen werden.

So wanderten wir nach einer kurzen Mittagspause aus dem Rucksack Richtung Neckarsulm. Bis zum Tagesziel waren es noch rund 10 km. Es ging nicht nur am Neckar entlang, sondern wieder hinauf auf die Weinberge und hinunter in den nächsten Ort. So gingen wir durch das Industriegebiet von Neckarsulm und sahen mehrere moderne Industriebauten. Kein Wunder, wenn die Audi-Werke vor Ort sind. Kurz hinter dem Industriegebiet ging es ein letztes Mal bergan. Die Hitze war allerdings an unserer Seite und jeder Schatten kam uns dreien gelegen. So gab es noch unter einem großen Walnussbaum eine Pause. Am liebsten wären wir dort liegen geblieben, der Blick in die Blätter und Früchte des Baumes war einfach zu schön. Dennoch nahmen wir alle Energie und Kraft zusammen und gingen Schritt für Schritt zum letzten Anstieg hinauf auf den Scheuerberg, der 306 m über dem Meeresspiegel liegt.

Dort angekommen, hatten wir einen hervorragenden Blick nach Neckarsulm und weit in die Ferne in alle Richtungen. Wir konnten sehen, woher wir gekommen waren und wohin wir an diesem Wochenende noch gehen würden. Dann rollten wir fast durch die Weinberge runter, der Wanderweg interessierte uns nicht mehr. Das Tagesziel lag vor unseren Augen. Unten am Schwimmbad wartete Kurt mit dem Caddy auf uns. Fred war als Erster im Auto, und verschlief die Rückfahrt zu unserer Unterkunft in Bad Friedrichshall. Dort angekommen, erfrischten wir uns und fuhren dann nach Bad Wimpfen, hoch in die Stadt, um uns diese noch vor dem Abendessen anzuschauen. Die Stadt ist sehenswert. Altes Fachwerk, ein hoher Turm in dem bis vor Kurzem noch Deutschlands einzige Türmerin wohnte und weitere beeindruckende alte Bauwerke und Fassaden. Dann ging es zum Abendessen in den Bahnhof von Bad Wimpfen, ein gelungener Tagesabschluss.

 

Sonntag, 3.7.22 Neckarsulm – Nordheim, 15,8 km

Nach einem guten Frühstück fuhr uns Kurt zum Ausgangspunkt unserer heutigen Etappe, nämlich zum Schwimmbad in Neckarsulm. Von dort marschierten wir bei Sonnenschein und einem angenehm warmen Morgen noch ein Stück durch einen anderen Teil des Industriegebietes von Neckarsulm bevor es wieder hinauf in die Weinberge ging. Entlang der Württenbergischen Weinwanderung kamen wir wieder auf dem Wartberg an und konnten das Weinpanorama von Heilbronn sehen. Etwas später kamen wir an der Heilbronner Wasserversorgung vorbei, die eine kleine historische Ausstellung alter Weinherstellungsgeräte im Schaufenster zeigte. Ein kleiner Brunnen lud zum Erfrischen ein: “Trink so Dich dürstet,“ ließen wir uns nicht zweimal sagen.

Es ging wieder bergab und wir kamen in Heilbronn an. Dort sahen wir eine Plakatgestaltung, wie für uns gemacht, mit der Aufschrift: „Wir lieben das Wandern.“ Eine tolle Begrüßung, dachten wir bei uns. Die Stadt selbst schien uns nicht besonders interessant. Erst als wir in der Stadtmitte die alte große Kirche und das alte Rathaus sahen, konnten wir erahnen, dass die Stadt viele ihrer alten Gebäude in den Kriegszeiten verloren hatte. Wir durch durchquerten die Innenstadt und kurz bevor wir an die Uferpromenade kamen, lernten wir „das  Käthchen von Heilbronn“ kennen. Die Statue stand plötzlich vor uns. Ein junges Mädchen in Bronze gegossen. Es handelte sich dabei um ein großes historisches Ritterschauspiel in fünf Akten von Heinrich von Kleist, im Jahr 1810 uraufgeführt. Ein Märchendrama um Standes gemäße Ehen und wie kann es im Märchen nicht anders sein, heiratet das Käthchen am Ende doch den Grafen vom Stahl.

Wir gingen an der Heilbronner Uferpromenade entlang. Sahen uns die vielen bunten Streifen an dem Geländer an, auf denen unter anderem stand: „Mode in Heilbronn, Wohnen in Heilbronn, Liebe in Heilbronn, Essen & Trinken in Heilbronn.“ Offensichtlich versuchten findige Marketingleute Werbung für die Stadt zu machen. An der Neckarpromenade war jedenfalls etwas los. Menschen gingen spazieren, fuhren Fahrrad, paddelten auf dem Neckar und gegenüber auf der anderen Uferseite musste ein größeres Wiesenfest sein. Wir konnten die Stimmungsmusik hören und gingen ein Stück im Takt der Musik, vorbei an der Anlegestelle des Neckar-Kapitäns. Vorbei ging es an einer Schleuse und am Wasserkraftwerk Horkheim. Dort überquerten wir den Neckar wieder. Nur noch rund 3 km lagen vor uns und wir hatten das Tagesziel Nordheim erreicht.

Die letzten Kilometer waren allerdings eine Durststrecke. Es ging an den Bahngleisen entlang, die Sonne hatte kein Erbarmen mit uns. Schließlich kamen wir am Bahnhof in Nordheim an. Dort erwartete uns Kurt, der den Caddy glücklicher Weise im Schatten geparkt hatte. Fred nahm noch einen Schluck aus einer Quelle, bevor er in den Caddy sprang. Auch wenn sieben Sonnen am Himmel schienen, die Wochenendetappe hat uns wieder beeindruckende Natur- und Landschaftsbilder beschert. Um 13.30 Uhr fuhren wir nach Bad Wildungen zurück. Erst auf der Rückfahrt wurde uns klar, welche Strecken wir bereits zurückgelegt hatten, um rechtzeitig zur Eröffnung des 121. Deutschen Wandertages nach Fellbach zu kommen. Frisch auf! 

Impressionen

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